Kann sich Microsoft nicht von den alten Server-Betriebssystemen trennen oder woran liegt es, dass die Betriebssysteme Windows Server 2012 & 2012 R2 Extended Security Updates bis 2026 erhalten?
Im Vorfeld erklären wir ein paar Begrifflichkeiten, die für dieses Thema relevant sind:
End of Mainsupport
Ein Betriebssystem wird als „End of Mainsupport“ bezeichnet, wenn es seitens der Entwickler keine neuen Funktionen oder signifikante Änderungen an einem Produkt mehr gibt. Updates zur Schließung von Sicherheitslücken werden dennoch zur Verfügung gestellt. Der Zeitraum liegt in der Regel bei fünf Jahren.
End of Extended Support
Ein Betriebssystem wird als „End of Extended Support“ bezeichnet, wenn der Lebenszyklus des Produkts beendet ist und keine Updates mehr veröffentlicht werden.
Warum das wichtig ist: Sicherheitslücken oder gravierende Fehler bleiben bestehen.
Das Produkt ist offiziell nicht mehr unterstützt.
Extended Security Updates (ESU)
Extended Security Updates sind in der Regel kostenpflichtig und werden nach dem End of Extended Support angeboten. Mit dem Erwerb solcher Extended Security Updates haben Kunden die Möglichkeit, auch nach dem Ende des Extended Supports weitere Sicherheits-Updates zu erhalten.
Aber: Das gilt nicht für funktionale Updates.
Der Zeitraum des ESU kann auf bis zu drei Jahre ausgedehnt werden.
Was das mit den Windows Servern 2012 & 2012 R2 zu tun hat
Windows Server 2012 & 2012 R2 erhalten seit dem 09.10.2018 keinen Mainstream Support mehr.
Microsoft entwickelt diese Betriebssysteme seitdem funktional nicht mehr weiter. Der Extended Support ist seit dem 10.10.2023 auch eingestellt.
Was nun?
Die Betriebssysteme Windows Server 2012 & 2012 R2 sind auch noch heute weit verbreitet.
Was bedeutet das für Windows Server 2012 & 2012 R2?
Microsoft räumt mithilfe einer Lösung Unternehmen eine optionale zusätzliche Zeit ein, um die Windows Server 2012 & 2012 R2 auf einen neuen Stand zu migrieren.
Der Erwerb beschränkt sich auf Systeme, die nicht in Azure gehostet sind.
Gut zu wissen: Unternehmen, die ihre Server in Azure gehostet haben, bekommen diese ESU für Windows Server 2012 & 2012 R2 bis 13.10.2026 kostenfrei.
Für Unternehmen, die ihre Umgebung lokal betreiben und nicht nach Azure migrieren können oder wollen, bietet Microsoft folgende Extended Security Update-Erweiterungen an:
- Extended Security Update Jahr 1 – Bis 08.10.2024
- Extended Security Update Jahr 2 – Bis 14.10.2025
- Extended Security Update Jahr 3 – Bis 13.10.2026
Wenn ein Kunde die Erweiterung für drei Jahre erwirbt, kann er bis einschließlich dem 13.10.2026 Sicherheits-Updates erhalten.
Und was kosten diese Erweiterungen?
Diese Erweiterungen haben es in sich, die Pakete werden in 2-, 8- und 16 Core-Paketen verkauft:
- Jahr 1 beläuft sich auf 75% des zu erwerbenden Servers
- Jahr 2 beläuft sich auf 100% des zu erwerbenden Servers
- Jahr 3 beläuft sich auf 125% des zu erwerbenden Servers
Mit der kostenfreien Erweiterung für Azure VMs bietet Microsoft Unternehmen eine kostengünstigere Möglichkeit an, ihre alten Server mit Sicherheits-Updates auszustatten. Dieses Angebot beinhaltet lediglich die ESU, die Preise für die Ressourcen in Azure muss der Kunde selbst tragen.
Microsoft hat dadurch die Möglichkeit, den eigenen Marktanteil an Cloudcomputing auszubauen − Der Grund? Kunden hosten selten ihre in der Cloud befindlichen Daten und Infrastruktur komplett lokal.
Wie können wir als Dienstleister dazu beitragen, dass Banken und Versicherungen keine veralteten Systeme mehr betreiben müssen?
Das gelingt durch eine rechtzeitige Migration von alten Betriebssystemen auf neue Systeme. Dann müsste Microsoft solche Erweiterungen nicht anbieten.
Es geht darum, Unternehmen rechtzeitig darauf aufmerksam zu machen, Betriebssysteme zu einem gewissen Zeitpunkt zu ersetzen. Dabei hilft eine clevere Migrationsstrategie in Zusammenarbeit mit dem Kunden.
Erweiterungen in Azure bereiten die eigentliche Migration auf neue Systeme vor
Microsoft hat durch diesen Schritt viele Unternehmen, die auf die ESU angewiesen sind, vor Sicherheitslücken und potenziellen Schäden bewahrt. Dennoch sollten Unternehmen ihre Systeme stets aktuell halten und Legacy-Systeme rechtzeitig ablösen.
Kunden, die ihre alten Windows Server 2012 & 2012 R2 nach Azure migrieren, sollten sich davor gründlich informieren, ob dies der richtige Schritt für das betroffene System ist.
Virtuelle Maschinen in Azure sind meist nicht die kosteneffizienteste Lösung und können Unternehmen schnell viel Geld kosten. Die Erweiterungen in Azure sollten nur als Übergangslösung dienen, um etwas mehr Zeit für die Migration auf neue Betriebssysteme oder hin zu Azure Services zu gewinnen.