Herausforderungen und Kompromisse: Vom Kinderwunsch ins Berufsleben
Durch die Pandemie vor ein paar Jahren haben sich viele Dinge verändert. Durch flexible, moderne Arbeitsmodelle erscheint unser Berufsalltag auch flexibler, weniger starr.
Dennoch bleibt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein aktuelles Thema.
Die Frage, inwiefern sich Familienleben mit Kind, Kinderwünschen und der Partnerschaft mit dem Beruf vereinen lassen, ist in vielen Haushalten ein Gesprächsthema.
Häufig geht es dabei um Ansprüche, denen man in den eigenen Rollen gerecht werden möchte und um die Konflikte, die sich daraus ergeben.
Anke Paul ist Mutter eines heranwachsenden Kindes und Managing Consultant bei der X1F-Tochter ADWEKO im Bereich Finance.
Bei ihr liegen diese Jahre der Herausforderungen nun eine Weile zurück. Doch gerade deshalb möchte sie ihre Erfahrungen reflektieren und über Vereinbarkeit von Familie und Beruf erzählen.
Mein Wiedereinstieg: Nach der Elternzeit zurück in den Beruf
Nach der Elternzeit nicht zurück in den Beruf zu finden, stand für mich nie zur Debatte. Für Kind, Mann, Haus usw. da zu sein ist eine große Herausforderung, da man auch sich selbst gerecht werden möchte.
Ich habe mich schon immer in meinem Beruf wohl gefühlt und wollte finanziell unabhängig sein. Meine Familie hat mich dabei sehr unterstützt − gelegentlich gab es auch starken Gegenwind. Dennoch war ein Kindergarten auf dem Land mit Ganztagesbetreuung Anfang der 2000er schwer zu bekommen, daher arbeitete ich als Kompromiss halbtags.
Leider war mein damaliger Arbeitgeber nicht flexibel genug und so habe ich mich auf die Suche nach meiner Nische begeben. Die habe ich in Fortbildungen sowie der Gründung einer Ich-AG (damals gab es so etwas noch) gefunden. Ich konnte mich glücklich schätzen, ein gutes Netzwerk und eine unterstützende Familie zu haben.
Übrigens lernte ich, dass vermeintliche Selbstverständlichkeiten nicht selbstverständlich sind.
„Sich morgens zügig fertig machen und zur Arbeit gehen, war zum Beispiel undenkbar!“
Von der Kita in die Schulzeit
Die darauffolgenden Jahre waren organisatorisch für unsere kleine Familie, aber auch für mich persönlich anspruchsvoll.
Meist war ich, auf der Arbeit angekommen, schon das erste Mal geschafft, aber irgendwie auch zufrieden.
Mein Mann und ich haben uns viel aufgeteilt, Freunde und Familie waren immer für uns da. Unser Sohn hat gern seine Freunde besucht, oder ging auch mal mit mir zur Arbeit − das fand er immer sehr spannend.
Zum Glück war er ein entspanntes Kind – das war enorm hilfreich.
Der Kindergarten war der einfachere Teil für uns alle.
Mit dem Beginn der Schulzeit traten neue Schwierigkeiten auf, die wir glücklicherweise gut meistern konnten.
Mittlerweile war ich Unternehmensberaterin mit noch mehr Zeit- und Arbeitsaufwand, aber auch persönlich zufriedener – ich stand finanziell recht gut da.
Ich muss dazu sagen: Die Lehrer*innen meines Sohnes habe ich so gut wie nie kennengelernt, mein Mann hat die aktive Rolle übernommen. Auch dafür gab es Kritik, womit ich aber gut leben konnte.
In meiner und auch der Generation davor hat man leider noch zu lange an den typischen Geschlechterrollen festgehalten. Über die Schule hinaus kamen private Verabredungen meines Sohnes sowie sein Sport dazu.
Wer glaubt, dass alles ein Kinderspiel war, irrt: Alles musste im Vorfeld bedacht werden. Wie lange ist heute der Schultag, wann kommt mein Sohn nach Hause, wer ist wann da?
Wo geht er hin, wer kocht (das ist leider immer noch nicht mein größtes Hobby), wer holt ihn vom Training ab und wer bringt ihn hin? Ein ganz schön anspruchsvolles Jonglieren.
Ich gebe zu: Mehrfach habe ich es geschafft, meinen Sohn beim Abholen vom Training zu vergessen – auch da gebührt meinem damaligen Umfeld ein großes Dankeschön, das meine Unachtsamkeit oft aufgefangen haben.
Leider vertiefe ich mich oft so in der Arbeit, dass ich alltägliche Dinge um mich herum aus den Augen verliere.
Meine Kolleg*innen waren dazu bereit, mich einfach mal zu erinnern, damit ich wichtige Termine nicht vergesse.
Man muss bedenken: Das war noch vor der Zeit des Homeoffice, Corona lag noch in weiter Ferne.
Generationenkonflikte – Generation X
Es heißt, die Menschen der Generation X haben beruflichen Erfolg und berufliche Weiterentwicklung als höchstes Ziel. Sie werden oft als ambitioniert, ehrgeizig und individualistisch bezeichnet. Zudem gilt diese Generation als gut ausgebildet – die Menschen arbeiten, um sich ein materiell abgesichertes Leben zu ermöglichen. Vielleicht erklärt das einen Teil meiner Motivation.
Trotz aller Herausforderungen, die es zu meistern gab, haben wir alles gut geschafft. Wir waren immer für unseren Sohn da, haben ihn begleitet. Ich musste meinen Perfektionismus trotzdem häufig über Bord werfen – und zwar privat und beruflich. Auch das ist für mich ein Lernprozess gewesen.
Ich kann nur allen Elternteilen, die ihren Beruf außerhalb der Kindererziehung (und das ist schon immens viel), weiter ausüben möchten, Mut machen: Geht euren Weg, seid kompromissbereit, aber formuliert auch eigene Wünsche klar.
Mein gutes Netzwerk sowie mein Arbeitgeber, die X1F Unternehmenstochter ADWEKO, haben mich immer dabei unterstützt, meinen Anforderungen gerecht zu werden. Ich kann die wichtigen Werte, mittlerweile als Teamlead und Teil des Bereichsmanagements des Finance Consulting Bereichs, an die Kolleg:innen weitergeben. Hier finde ich die Voraussetzungen, die Familien helfen, eine Balance zu schaffen.
Dieser Beitrag wurde 2023 zunächst auf der Website der X1F-Tochter ADWEKO veröffentlicht. Er spiegelt ausgezeichnet die Kultur wider, für die ADWEKO und auch die gesamte X1F Gruppe steht.
Kommen wir ins Gespräch
Anke Paul
X1F