Thomas Steiner hat Anfang des Jahres 2024 die CEO-Position von X1F übernommen. Seit 300 Tagen führt der 46-jährige Consulting-Profi eine aus mittlerweile 15 Tochtergesellschaften gebildete Unternehmensgruppe mit dem Fokus auf Fullservice-Technologie-Beratung für regulierte Märkte. Zeit für ein Interview und Thomas‘ erstes Resümee.
Thomas, du bist seit 300 Tagen als X1F-Geschäftsführer im Amt. Was hast du vorgefunden, als du im Januar 2024 in dieser Rolle gestartet bist?
Thomas Steiner: Ich habe mehr als ein Dutzend Einzelunternehmen vorgefunden, die vor Tatendrang förmlich sprühten – was mich jeden Tag aufs Neue erfreut. Zu Jahresbeginn gab es allerdings noch keinen Blick darauf, was die X1F-Töchter tatsächlich verbindet: Jede fühlte sich vollkommen eigenständig. Diese Kluft haben wir gemeinsam zu schließen begonnen, für ein enges und konstruktives Miteinander.
Das klingt danach, viel Energie in den Verbindungsaufbau zu investieren …
Thomas: Anfangs musste ich immer wieder schmunzeln, weil es superleicht ist, sich committet zu fühlen und gleichzeitig eine individuelle Deutungshoheit zu beanspruchen. Dieses Mindset hat sich in den vergangenen 300 Tagen jedoch komplett gedreht: Mittlerweile schärfen wir gemeinsam den Blick aufs Business und richten unsere Aufmerksamkeit darauf, was die einzelnen Tochterunternehmen tatsächlich verbindet.
Woran hast du gemerkt, dass diese Verbindung greift?
Thomas: Bei fast jeder X1F-Tochter gab es in den vergangenen Jahren neue Geschäftsführer. Dadurch war viel Tatendrang, Bewusstsein für Veränderung, Optimismus und Enthusiasmus zu spüren. Allen Beteiligten ist außerdem bewusst, dass die ökonomischen Herausforderungen an das Business in Zukunft steigen werden. Auch das trägt zu einer engeren Bindung bei und hilft uns, unser gemeinsames Ziel zu schärfen.
"Weil wir auch künftig nicht zum Spielball eines multinationalen Big-Players werden wollen, müssen wir uns selbst integrieren.“
Thomas Steiner
Was hat das mit dir und deiner Rolle gemacht? Und wie bist du vor 300 Tagen strategisch, taktisch, aber auch operativ bei X1F gestartet?
Thomas: Ich habe die ersten beiden Monate permanent und mit allen Leuten, die mir über den Weg liefen, geredet: Geschäftsführenden, unserem Investor und vielen Talenten innerhalb der Organisation. Ich habe mir ein Bild der Situation, von Aufgaben und Interessenslagen gemacht und Szenarien entwickelt. Meine Aufgabe als CEO verstehe ich als Auftrag, Stakeholder-Interessen wirkungsvoll zu verknüpfen.
Was hat dich am meisten verblüfft?
Thomas: Ich war erstaunt, dass den meisten Mitarbeitenden nicht bewusst war, was es bedeutet, aus einem ursprünglich inhabergeführten Unternehmen zu kommen, das aber teilweise schon seit 2020 nicht mehr inhabergeführt ist. Außerdem: Was es heißt, dass der Eigentümer nicht operativ im Unternehmen tätig ist. Und wie wir uns dennoch einem attraktiven Zukunftsszenario annähern.
Ein mittelständisches Mindset kann die Kultur beflügeln, gleichzeitig stehen die betriebswirtschaftlichen Kennzahlen auf Wachstum. Das klingt nach einer Quadratur des Kreises …
Thomas: Ich unterstütze einerseits unser mittelständisch geprägtes Mindset und dessen Kultur. Gleichzeitig müssen wir offen dafür sein, dass wir aktuell stark wachsen und den „kleinen“ Mittelstand zumindest strukturell und prozessual ein Stück weit hinter uns lassen – auch, weil unser Investor dies anstrebt. Daher bearbeiten wir Strukturen und Prozesse auf diesem Wachstumspfad folgerichtig und konsequent.
Das heißt: Entweder du entwickelst die Unternehmen weiter, machst sie größer, platzierst sie – all das auf Augenhöhe mit der Private-Equity-Gesellschaft. Ansonsten drohte Kontrollverlust, würde ein strategischer Investor mit einer anderen Arbeitshypothese ins Spiel kommen …?
Thomas: Letzteres werden wir vermeiden: Weil wir auch künftig nicht zum Spielball eines multinationalen Big-Players werden wollen, bauen wir mit X1F an einer stabilen, innovativen und eigenständig agierenden Unternehmensgruppe. Wegen unserer Synergiepotenziale und komplementären Expertisen, Erfahrungen und all der smarten Menschen unter dem Dach von X1F wird die Marke aus eigener Kraft – und langfristig – am Markt erfolgreich sein. Davon bin ich überzeugt. Die Positionierung, die wir gerade aufbauen, liefert uns für die nächsten Jahre einen überragenden Wettbewerbsvorteil: Wir müssen uns selbst integrieren, um unsere Assets zu bewahren und weiterzuentwickeln.
Zitat aus dem Panel einer Digitalkonferenz: „Wir müssen uns selbst angreifen, sonst machen es die anderen.“ Ist das das Phänomen, das du gerade beschreibst?
Thomas: Ganz genau. Bei meinem X1F-Jobantritt habe ich darauf gedrängt, dass wir diese disruptive Vision mit Leben zu füllen. Das Gute daran: Der Handlungsspielraum war im Januar 2024 noch fast unendlich groß.
Inzwischen ist der Rahmen klar gesetzt und wir kümmern uns gemeinsam um Strukturen, die uns befähigen, erfolgreich zu sein. Wir arbeiten intensiv daran, unser Unternehmen noch besser auf die Kundenbedürfnisse auszurichten. Hier wird in naher Zukunft sehr viel passieren. Und darauf freue ich mich!
Coming soon:
Wie er das plant, welche Strukturen das sind und wie Thomas zu Reifegradmodellen, Technologie-Hypes und Entfaltungsmöglichkeiten steht, skizziert er in der Fortsetzung seines Interviews, die in den nächsten Wochen erscheinen wird. Stay tuned!